Autobauer Opel will zurück in die Erfolgsspur. Neben emotionalen Modellen wie dem Kleinwagen Adam oder dem Cabriolet Cascada setzen die Rüsselsheimer auf eine breite Technik-Offensive. Neue Benzin- und Diesel-Motoren gehen ab Sommer
an den Verkaufsstart, ebenso eine neue Generation von Schalt- und Automatikgetrieben. Auf dem Testgelände in Dudenhofen konnten jetzt die Ergebnisse der Entwicklungsarbeit erstmals erprobt werden.
Der Fahrplan für die Technikoffensive bei Opel sieht bis 2016 drei komplett neue Motorenfamilien mit 13 verschiedenen Motorvarianten vor. Sie decken damit 80 Prozent des künftigen Antriebsportfolios ab. Den Startschuss bilden aufgeladene Benziner und Diesel mit 1,6 Litern Hubraum, die in Verbindung mit der nächsten Generation von Schaltgetrieben mit fünf beziehungsweise sechs Gangstufen kommen. Zum Jahresende folgt eine neue Generation von kleinen Benzinmotoren. Die wesentlichen Ziele der Entwickler für die Motoren lauten: deutliche Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs, klassenbeste Kraftentfaltung und eine spürbare Verbesserung der Laufkultur. Bei den Getrieben stehen Schaltkomfort, breite Getriebespreitzung und spürbare Beiträge zur Verbrauchsreduzierung im Fokus.
Der neue 1,6-Liter-Motor mit Benzindirekteinspritzung und Turboaufladung feierte bereits seine Premiere im viersitzigen Cabriolet Cascada. Als sogenannter „Eco Turbo“ leistet er 125 kW/170 PS mit einem maximalen Drehmoment von 280 Newtonmeter. Als zweite Version kommt der „Performance Turbo“ mit 147 kW/200 PS und einem maximalen Drehmoment von 300 Nm. Im Vergleich zum Vorgänger mit 1,6 Litern Hubraum steigen Leistung und Drehmoment um bis zu 30 Prozent bei einer Senkung des Kraftstoffverbrauchs um 13 Prozent. Für die in der Praxis deutlich wahrnehmbar verbesserte Laufruhe sorgen erstmals bei Vierzylindern in dieser Hubraumklasse zwei Ausgleichswellen, die gegenläufig zur Kurbelwelle im Motorblock rotieren und dabei Schwingungen reduzieren.
Um das hohe Drehmoment zu realisieren, das sich mit dem eines Diesels messen kann, benötigt das 1,6-Liter-Triebwerk einen kleinen Lader, der spontan anspringt und schon bei niedrigen Drehzahlen Druck aufbaut. Die Opel-Techniker haben die Turbine mit lediglich 41 Millimetern Durchmesser direkt im Abgaskrümmer platziert, wo sie mit maximal knapp 200 000 Umdrehungen pro Minute rotiert. Für den reduzierten Verbrauch und die niedrigen Abgasemissionen, die bereits die Euro-6-Norm erfüllen, sorgt das Kraftstoffsystem mit zentraler Direkteinspritzung. Die Kraftstoffleitung stellt einen dauerhaften Druck von 200 bar bereit, um das Benzin optimal zu zerstäuben.
Bei der ersten Ausfahrt präsentiert sich der 1,6-Liter-Motor als ausgesprochen leise und durchzugsstark. Die Version mit 147 kW/200 PS agiert dabei weniger als ausgewiesener Sportmotor, sondern vielmehr als kultiviertes Kraftpaket, das sich als perfekter Antrieb für die Langstrecke empfiehlt.
Der Diesel mit 1,6-Litern Hubraum ist eine vollständige Neuentwicklung, die ihren Lebensweg quasi auf einem leeren Blatt Papier beginnen durfte. Zunächst kommt der Vierzylinder mit 100 kW/136 PS und 320 Nm maximalem Drehmoment im Zafira Tourer zum Einsatz. Danach ersetzt Opel die aktuellen Selbstzünder mit 1,7 Litern Hubraum sowie die schwächeren Varianten mit zwei Litern Hubraum. Die Leistungsstufe von 100 kW/136 PS markiert den ersten Schritt, weitere Varianten mit höherer Leistung sind bereits in Vorbereitung. Laut Verbrauchszyklus benötigt der 1,6-Liter-Leichtmetall-Motor im Zafira 4,1 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer und emittiert dabei 109 Gramm Kohlendioxid (CO2) pro Kilometer. In kleineren Fahrzeugen lässt sich der Verbrauch auf unter vier Liter pro 100 Kilometer und die Emissionen unter 100 Gramm CO2 pro Kilometer senken.
Auf einer ersten Testrunde zeigt sich der Motor als perfekter Antrieb in Verbindung mit dem Van Zafira. Besonders überzeugt die Kombination aus Laufruhe und gleichmäßiger Durchzugskraft. In Verbindung mit Astra und Insignia will Opel mit dem neuen Diesel besonders attraktive Angebote für Fahrzeugflotten schnüren.
Die beiden 1,6-Liter-Triebwerke baut Opel im ungarischen Motorenwerk in Szentgotthard, nahe der Grenze zu Österreich. Die Fertigung ist so organisiert, dass Diesel und Benziner auf dem selben Band entstehen. Das ermöglicht dem Hersteller eine flexible Fertigungskapazität, die sich stets an der Nachfrage orientieren kann.
Mit der Einführung neuer Fünf- und Sechsgang-Schaltgetriebe ist die erste Phase der Erneuerung der Kraftübertragungen bei Opel bereits angelaufen. In der Pipeline reift ein Automatikgetriebe mit acht Stufen und eine vierstufige Halbautomatik für kleine Fahrzeuge, die zum Jahreswechsel im Adam Premiere feiert. Das neue Sechsganggetriebe ist 15 Prozent leichter als sein Vorgänger, wiegt nur noch 37 Kilo und ist für Motoren mit maximal 235 Nm Drehmoment vorgesehen. Für eine perfekte Anpassung an das jeweilige Fahrzeug stehen zwölf verschiedene Getriebe- und sieben Achsübersetzungen zur Auswahl.
Die neue Achtstufenautomatik ist als Kraftübertragung für Benziner bis 400 Nm maximales Drehmoment und Diesel mit 500 Nm konzipiert. Damit ist das Ende in der Getriebeentwicklung in Rüsselsheim noch nicht erreicht. Langfristig arbeitet der Hersteller an einem Doppelkupplungsgetriebe und an Schaltautomaten mit neun und zehn Gangstufen. Thomas Lang/mid tl/mid
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