Am deutschen Neuwagenmarkt betrug 2013 der Anteil von Hybridautos weniger als ein Prozent. An den Hybridautos scheiden sich die Geister: Die Pkw mit Mischantrieb sollen mit Sprit knausern. So wie der Citroen DS5 Hybrid4 und der Volvo V60 D6 AWD Hybrid kommen sie dem Anspruch nahe, werden ihm aber nicht gerecht. Ihre Käufer erhalten zwar hochtechnisch gelungene Fahrzeuge, doch wegen des teuren Kaufpreises und des gegen die Erwartung vergleichsweise nicht niedrigen Praxis-Verbrauchs fehlt die Effizienz. Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat beide Fahrzeuge im Praxis-Test genau unter die Lupe genommen.
Kennen die Käufer die Zusammenhänge beim Hybrid? Oder handeln sie bewusst politisch korrekt? Der Anteil von Hybrid-Pkw am deutschen Neuwagenmarkt betrug 2013 zwar weniger als ein Prozent, aber mit 26 348 Neuzulassungen vergrößerte sich die Nische um rund 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Eine Nische, in der Toyota den Ton angibt, weil die Marke seit 1997 diesen Markt bedient.
Wie hilft den Spätstartern das kräftige Rühren der Werbetrommel für Hybrid? Citroen gewann damit von Januar 2012 bis Ende letzten Jahres 841 Kunden in Deutschland, die einen DS5 Hybrid4 zum Preis ab 41 400 Euro neu anmeldeten. Weltweit waren es beachtenswerte rund 17 000 Käufer, die mit Mischantrieb fahren – ein Drittel des gesamten DS5-Absatzes.
Der Newcomer Volvo V60 D6 AWD Hybrid hat es in dem Vergleich schwer. Er startete im facegelifteten V60 erst Mitte 2013 auf den Markt. Ebenso ist er als Plug-in-Hybrid, bei dem die Batterie an der Steckdose aufgeladen wird, mit einem Preis ab 59 410 Euro deutlich teurer als der DS5 Hybrid4.
Können die elektrifizierten Mittelklasse-Fahrzeuge aus Frankreich und Schweden also die Erwartung erfüllen? Im Praxis-Test standen Effizienz und Fahrverhalten des Citroen DS5 Hybrid4 SportChic und des Volvo V60 D6 AWD Hybrid im Mittelpunkt. Der getestete Volvo V60 D6 AWD Hybrid Summum hat das gleiche Antriebschema: Diesel vorn, E-Maschine hinten.
Wohl aber ist der Schwede ein „Plug-in-Hybrid“, dessen Hochvolt-Batterie, anders als beim DS5 Hybrid, an der Steckdose aufgeladen werden kann. Das gibt Reichweite beim elektrischen Fahren: Der V60 Plug-in erreichte so im Test maximal 40,1 Kilometer, der Citroen schaffte an einem Stück 3,2 Kilometer, weil seine kleinere Batterie lediglich mit Energie beim Bremsen und im Schubbetrieb des Motors gefüttert wird.
Wohl überraschte der erste Fahreindruck des nordisch cool wirkenden Skandinaviers. Er gibt einem anfangs kurz das Gefühl, eine Mercedes S-Klasse zu fahren. Der Grund? Der V60 Hybrid ist so schwer wie die Luxus-Limousine. Mit 2 058 Kilogramm muss er sogar vier Zentner mehr beschleunigen als sein Gegenüber von Citroen. Beide Autos lassen sich sehr sportlich beschleunigen – und das weit über 200 km/h hinaus. Der Verbrauch im EU-Testzyklus: 1,8 Liter Diesel (V60) und 3,9 Liter Diesel (DS5) je 100 Kilometer. Das ist in der Praxis schon deshalb nicht zu erreichen, weil die Hybrid-Pkw den EU-Test mit voller Batterie-Ladung starten. So holen die Ergebnisse den Hybrid-Enthusiasten schnell in die Wirklichkeit zurück, ebenso wie die Einstiegs-Preise: Den Citroen DS5 Hybrid4 Business Class gibt es ab 41 400 Euro, den Volvo V60 D6 AWD Hybrid Summum ab 59 410 Euro.
Trotz der fortschrittlichen Technik ist ihr Kraftstoff-Verbrauch im Alltagsbetrieb eigentlich kläglich: Durchschnittlich je 100 Kilometer schluckte der Citroen DS5 Hybrid4 SportChic 5,6 Liter Diesel – übrigens der gleiche Wert wie der Konzern-Bruder Peugeot 3008 Hybrid4.
Macht es der Volvo V60 D6 AWD Hybrid Summum besser? Dem Normverbrauch von 1,8 l Diesel/100 km stehen im Alltagsbetrieb immerhin 3,3 l Diesel/100 km gegenüber – es ist aber nur der Diesel-Konsum. Mit dem „getankten“ Strom von der Haushalts-Steckdose summiert sich der Durchschnitts-Verbrauch des Schweden auf 4,9 l/100 km.
Ein Fortschritt? Ein etwa gleich schwerer aber größere BMW 520d Efficient Dynamics Edition mit 135 kW/184 PS kam im Test mit 5,8 l/100 km Diesel aus, zwar „einmotorig“, aber ab 42 400 Euro.
Fazit: Der politisch korrekte Käufer braucht wahrlich ein grünes Herz, denn den Aufpreis für die klasse Technik fährt er bei einem um etwa einen Liter geringeren Kraftstoff-Verbrauch niemals herein.
Citroen DS5 Hybrid4 SportChic:
Plus: schickes Design, gute Verarbeitung, bequeme Sitze, reichhaltige Serienausstattung, problemloser Hybrid-Antrieb.
Minus: eingeschränktes Raumgefühl, unpraktische Bedienung, nur Dosen-Getränkehalter in den Türen, mäßiger Abrollkomfort, Temporegler ab 40 km/h, vergleichsweise hoher Verbrauch.
Volvo V60 D6 AWD Hybrid Summum:
Plus: gute Verarbeitung, hoher Sicherheitsstandard, niedriger Geräuschpegel, gute Fahrleistungen.
Minus: Ladeklappe nicht abschließbar, keine kWh-Tankanzeige bei Batterie-Ladung, hoher Preis.
Wolfgang Pester/mid
Technische Daten: Citroen DS5 Hybrid4 SportChic:
viertürige Schräghecklimousine der Mittelklasse; fünf Sitzplätze; Tankinhalt: 60 Liter; Preis: ab 41 400 Euro; Testwagen: 46 730 Euro.
Hybrid-Antrieb, EU5; System-Leistung: 147 kW/200 PS bei 3 750/min Motor: Vierzylinder-Turbo-Diesel, Hubraum: 1 997 ccm, max. Leistung: 120 kW/163, max. Drehmoment: 300 Nm bei 1 750/min; Elektromotor zum Antrieb der Hinterachse: 27 kW/37 PS bei 1/min, max. Drehmoment: 150 Nm bei 1/min; 0 – 100 km/h: 8,6 Sek.; Höchstgeschwindigkeit 211 km/h; Normverbrauch kombiniert: 3,9 l /100 km, CO2-Ausstoß: 102 g/km; Testverbrauch: 5,6 l/100 km.
Technische Daten: Volvo V60 D6 AWD Hybrid Summum:
viertürige Kombilimousine der Mittelklasse; fünf Sitzplätze; Tankinhalt: 46 Liter; Preis: ab 59 410 Euro; Testwagen: 72 870 Euro.
Plug-in-Hybrid-Antrieb, EU5; max. System-Leistung: 208 kW/283 PS; Motor: Fünfzylinder-Turbo-Diesel: Hubraum 2 400 ccm, max. Leistung:158 kW/215 PS bei 4 000/min, max. Drehmoment: 440 Nm bei 1 500/min – 3 000/min; Elektromotor zum Antrieb der Hinterachse: max. Leistung konstant 20 kW/27 PS bei 1/min, kurzeitig 50 kW/68 PS, max. Drehmoment 105 Nm bei 1/min; 0 – 100 km/h: 6,1 Sek./7,9 Sek. im Power-/Hybrid-Mode; Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h, Normverbrauch kombiniert: 1,8 l/100 km; CO2-Ausstoß: 48 g/km; Testverbrauch: 4,9 l/100 km inkl. Stromkosten. mid/wop
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